SK Meeresbiologie in Gammel Albo/Dänemark

Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah…

Jeder kennt die Gedichtzeile von Johann Wolfgang von Goethe und trotzdem träumen wir Taucher immer wieder von weltweiten exotischen Zielen, die teilweise mit extrem langen Flügen verbunden sind.
Wir denken an die dortige Artenvielfalt mit tropischen Fischen, oftmals ohne daran zu denken, wie spannend sich doch die Unterwasserwelt der Nord- und Ostsee gerade für uns Schleswig-Holsteiner fast vor unserer Haustür darstellt.

Genau das konnten die 11 Teilnehmer des diesjährigen „Spezialkurses Meeresbiologie“ des TLV S-H am Wochenende 28.-30.April in Gammel Albo am Kleinen Belt/Dänemark erleben dürfen.

Der Kleine Belt ist ein landschaftlich traumhaft schönes Gebiet, das sich S-förmlich zwischen Middelfart und Fredericia erstreckt. In der letzten Eiszeit entstanden, ist die engste Stelle nur ca. 1km breit und an der tiefsten Stelle 86m tief.
Der kräftige Wasseraustausch verursacht dort eine starke Strömung und bewirkt unter Wasser ein einzigartiges Leben.
Genau dort war Veranstaltungsort unseres Seminars auf dem dortigen Campingplatz, ideal auf einer kleinen Anhöhe gelegen und neben den Zeltplätzen mit kleinen Ferienhäusern ausgestattet.

Daneben lag zentral gelegen mit direktem Wasserblick ein Seminarraum, in dem wir die Theorieeinheiten absolvierten.
Wer etwas Glück hatte, konnte von dort oder am Strand sogar Schweinswale beobachten.

Los ging es zunächst bereits am Freitag-Abend mit unseren beiden Lehrgangsleitern Erik Gutzmann und Wolfgang Schuster/Sachabteilungsleiter Umwelt des TLN mit einer ausführlichen Darstellung der Entstehungsgeschichte unserer heimischen Ostsee mit den Besonderheiten des Wasseraustausches an der Oberfläche und den tieferen Regionen.

Am Samstag ging es dann nach kurzer Vertiefung der Materie und Vorstellung der wichtigsten Meerestiere an den ersten Tauchgang.
Ausgestattet mit Probengläsern und teilweise Kameras hatte jede Tauchgruppe nun den Auftrag, lebendes „Material“ jeglicher Art zu suchen, sichten und -wenn möglich-einzusammeln, um dies danach akribisch per Mikroskop zu untersuchen.
Nein, die gesichteten Schweinswale blieben natürlich im Wasser!!!

Wer hätte im Voraus gedacht, dass während der rund 45 min. Tauchgänge durch die Gruppen insgesamt knapp 40 Arten (!!!) in dem doch recht begrenzten Tauchgebiet gefunden wurden.
Hier eine kleine Liste unserer „Ausbeute“:

11 Fischarten, darunter Dorsch, Steinpicker, Drachenköpfe, Skorpionfische, Grundeln, Seenadeln und diverse Plattfische
7 Muschel-/Schneckenarten
Schwämme, Krebse, Muscheln, Seegräser, Algen und Moostierchen, Quallen

Vor dem Hintergrund, dass die Tauchgruppen lediglich ein Gebiet von max. 100m im Kreis
durchkämmten, ein schöner Erfolg.
Es ist beachtlich, was man sehen kann, wenn man lernt, ein Auge für die kleinen Dinge des Lebens zu entwickeln.

Mithilfe der umfangreich vorhandenen Literatur konnten sämtliche „Fundstücke“ bestimmt werden, so dass wir uns in unserem 2. TG neuen und noch nicht bestimmten Arten widmen konnten.
Glücklicherweise hielt sich die Strömung im Kleinen Belt an beiden TG in Grenzen, so dass keiner von uns ernsthafte Probleme hatte, wieder sicher den Ausgangsort zu erreichen.

Am 2. Seminartag ging es dann mit Theorieunterricht weiter, uns wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf das sensible Ökosystems der Nord-/Ostsee nähergebracht und neue Arten vorgestellt, die hier auf unterschiedliche Weise „eingewandert“ sind.
Wer hätte gedacht, dass es hier mittlerweile 130 Arten gibt, die hier eigentlich nicht heimisch sind (Neozoen).
Unsere beiden Lehrgangsleiter haben es verstanden, uns mit Herzblut in lockerer und sympathischer Atmosphäre die Thematik Meeresbiologie in der heimischen Ostsee näher zu bringen und uns auch im Hinblick auf die dramatischen Auswirkungen des „Zivilisationsmülls“ deutlich zu sensibilisieren. Jeder von uns kann im Kleinen seinen Beitrag dazu leisten.

2 ½ tolle Tage mit netten Begegnungen und äußerst lehrreichen Vorträgen, die in Erinnerung bleiben werden, ich kann den Lehrgang nur jedem empfehlen

Danke an Erik und Wolfgang für Euer Engagement !!!

Matthias Kuchinke